Mittwoch, 16. Juni 2010

Startvorbereitungen

Heute war es soweit - der "Credencial del peregrino" ist angekommen. Diesen Pilgerausweis lässt man sich während der Wanderung in den Herbergen abstempeln. Am Ende der Reise kann man dann nachweisen, dass man den Weg zu Fuß gegangen ist.

Damit sind also die Startvorbereitungen eingeläutet. Als nächstes steht die Vervollständigung der Ausrüstung und die Planung der Rückreise auf dem Plan. Hier überlege ich noch, ob ich Flieger, Bus oder Bahn bevorzuge. Es bleibt spannend... ;)

Hier noch ein schöner Text aus dem Fränkischen Tag, der sehr anschaulich erklärt, was Menschen heutzutage auf den Jakobsweg zieht:

Es ist schwer zu erklären, was Jahr für Jahr Abertausende der Spur der Pilgerwege folgen lässt. Nicht wenige können auf die Frage nach dem Warum keine schlüssige Antwort geben, selbst dann nicht, wenn sie mehrere tausend Kilometer hinter sich haben... Was in jüngster Zeit viele interessiert, sind weniger die Riten noch die Glaubensvorstellungen noch die Normen und Regeln der Christlichen Religion, sondern in erster Linie die Gefühle, die die Pilgerschaft auslöst - Gefühle der Überwältigung, des Ergriffenseins und der Begeisterung für das Ganze ...Felder, Dörfer, Felder. Gehen, Schlafen, Gehen. Im Einklang mit der Natur. Zwischen 20 und 30 Kilometer pro Tag. Mittags wird die Landschaft zum Backofen. Die Beine schmerzen... Irgendwann stellt sich die innere Uhr um. Man hört auf zu rechnen. Man hört auf, über sein Leben, die Arbeit und Finanzen nach-zudenken. So geht das schichtenweise immer weiter runter. Der Intellekt baut sich ab. Irgendwann werden verblasste, 15 Jahre alte Erinnerungen wach. Es ist eine Art Meditation. Die Dinge kommen in einen ruhigen Fluss. Im Rückblick wird einem nur selten die Distanz bewusst. Der Weg wird zum Ziel, das Unterwegs-sein der Beweggrund... Bestimmte Orte, Kirchen und Kathedralen, ermöglichen in besonderer Weise dieses Initiationserlebnis. Die Vorstellung, wie viele Menschen hier beteten, gingen und Lieder sangen, übt eine Suggestivkraft aus, die jeden in den Bann zieht, vorausgesetzt, dass man sich die Zeit nimmt, die richtigen Schleusen zu öffnen... (Aus Fränkischer Tag: "Achtung, Pilger! Die Reise zum Ich", 3. Jan.2004)