Samstag, 14. August 2010

Swimming Pool

6 "Mini-Herbergen" am Campingplatz - perfekt!
Die Etappe heute war doch kürzer als gedacht. Nach viel Regen und einer Pause in einer interessanten Land-Bar (voll mit "Aborigines" ) bin ich am Campingplatz vor Gijon gelandet. Hier ist eine Herberge in Form von 6 kleinen Hütten für jeweils 6 Personen integriert. Sehr schön - und vor allem umsonst! Auch Josephin habe ich per SMS Bescheid gesagt - denn die Herberge ist in der alten Version des Reiseführers noch gar nicht erwähnt. Auch sie schafft den Weg hierher. Waren dann erst einmal im Pool baden, duschen und Essen (wobei das Auffinden eines passenden und vor allem günstigen Restaurants sich eher als Drama herausstellen sollte - haben es dann aber doch geschafft und mehr oder weniger "blind" bestellt - keiner der Kellner konnte Englisch). Als besonderen Luxus gönne ich meinen Klamotten jetzt Waschmaschine und trockner. Morgen früh geht es dann durch Gijon und weiter nach Avilés - zusammen mit den km die ich heute nicht mehr gelaufen bin sind das dann ca. 29 km, also fast nichts :)

Frühstart

Sidra
Nach dem Sidra-Abend und einer erholsamen Nacht mit Bettdecke (kein Schlafsack) und ohne Schnarcher starte ich heute um 6.45 Uhr bei Nieselregen in die Dunkelheit. Heute 31 km nach Gijon. Sergio ist schon um 5.45 los und reserviert dort für alle günstige Zimmer! Welch ein Service :)

Freitag, 13. August 2010

Villaviciosa, das Zentrum des Sidra

Meine erste Sidreria...
Im Zentrum von Villaviciosa
Nach dem Abschied von Alessandro und Martin heute morgen (wie peinlich - ich habe mich verabschiedet und bin dann erstmal 500m in die falsche Richtung gelaufen - die beiden fanden es ziemlich lustig, als ich plötzlich wieder an ihnen vorbeimarschiert bin und so getan habe als wäre es das selbstverständlich) bin ich alleine gen Villaviciosa aufgebrochen. Heute Vormittag starker Regen - ich laufe lange Strecken im Poncho und bin wieder einmal froh, dass ich mir den noch geleistet habe. Habe gestern Ansgar kennengelernt. Er kommt aus Deutschland, wohnt aber seit 15 Jahren in Madrid. Da es in Villaviciosa zwar viele Siderias, aber keine Pilgerherberge gibt hat er bereits gestern ein Hostel reserviert. Schön, wenn man einmal ohne Zeitdruck loslaufen kann. Das Highlight im Zimmer der Pension war ein normales großes Handtuch nach dem Duschen. Luxus, wenn man seit 2 Wochen nur ein kleines Microfaserhandtuch sein eigen nennt, das die plötzliche Aufmerksamkeit und Waschmaschinenfreiheit nutzt, um ein interessantes geruchliches Eigenleben zu entwickeln.

Die heutige Etappe von 22 km (Laufzeit 4 Std. 18 Min) war bis auf den Regen recht locker und ich war ziemlich gut drauf. Ich gehe nun doch den Küstenweg (den Reiseführer für den Camino Primitive hatte ich Martin wieder zurückgegeben). D.h. morgen geht es in Richtung Gijon, nicht Oviedo. Der Camino Pimitivo reizt mich zwar, aber ich will ja auch für meinen nächsten Camino ein Ziel haben - evtl. zusammen mit Martin, der auch den Primitivo laufen wollte und leider abbrechen musste.
Bin jetzt schon ca. 480 km gelaufen und 16 Tage unterwegs. Unglaublich, wie die Zeit vergeht. Kommt mir alles viel kürzer vor. Santiago rückt näher. Die Füße halten, der Rucksack fühlt sich jeden Tag leichter an (ohne, dass ich noch einmal etwas verloren habe!!) und auch die Blessuren an den Zehen sind fast weg. Ich behaupte mal, ich habe mich jetzt eingelaufen! Ich merke, dass man auch ohne Twitter, Facebook und E-Mail durch den Tag kommt. Trotzdem bin ich froh über die zahlreichen freien Hotspots in den Bars. Wüsste ja sonst gar nicht, dass die bisher veröffentlichten Noten für das Sommersemester besser als erwartet ausgefallen sind. ;)

@Hans Jürgen: durfte gestern in La Isla schon Sidra probieren und habe auch heute Mittag gesehen, wie elegant er in das Glas gefüllt wird! Werde mir also heute Abend eine Flasche davon gönnen. Schmeckt (mir) besser als der Cidre in Frankreich.
Sorry, dass der Eintrag länger als erwartet ausgefallen ist, aber ich war heute so früh hier und mit allem fertig, dass ich quasi einen "freien Nachmittag" mitten im Urlaub habe.

Viele Grüße!
Sebastian

Donnerstag, 12. August 2010

Allein, allein

Heute hat alles einen Touch von Abschied. Nach 27 km sind wir heute nach einer regnerischen Nacht gut in La Isla angekommen. Ich hatte zwar noch die 45 km von gestern in den Knochen, aber die Etappe war machbar. Haben hier auch Martin wieder getroffen, der gleich aus einer Bar gesprungen ist als wir durch das Dorf marschiert sind. Er hat heute seine letzte Etappe hinter sich gebracht. Leider muss er wegen seinem Bein den Camino beenden. Nach 2 Tagen in Oviedo wird er nach Barcelona zurückkehren.
Auch Alessandro hat sich entschlossen, schon jetzt nach Madrid zu fahren. Der Camino hat ihm gestern und auch heute (in Form einer stechenden Wespe) den Rest an Wanderlust genommen. Er fährt mit Martin nach Oviedo und von dort weiter. Schade. Ab morgen werde ich also wieder alleine losziehen. Ganz ungewohnt nach der langen "Gruppenphase". Florine ist schon über alle Berge und will den Camino Madrid rückwärts gehen (also in Richtung Madrid).
Habe mich heute außerdem entschlossen, den Camino Primitivo weiterzugehen, nicht den Küstenweg. Martin überlässt mir dafür freundlicherweise seinen (spanischen) Reiseführer. Werde danach wohl nach Barcelona fahren müssen, um ihn zurückzugeben ;)
Die Herberge in La Isla ist nett und geräumig, kein Vergleich zur "Absteige" der letzten Nacht. Jetzt gehe ich erst einmal zum Abschieds-Essen mit Martin und Alessandro.

Mittwoch, 11. August 2010

Wechseldusche der Gefühle

Duschen und Toilettengang gleichzeitig? Hier geht das!
Die "Duschtoiletten" nebenan waren
leider auf dem gleichen Niveau :(
Was für eine Etappe! Nach der Nacht in der Turnhalle in Colombres haben wir (Alessandro und ich, Florine ist schon 30km weiter) entschlossen, Llanes zu überspringen. Dort war die letzten Tage wohl schon alles überfüllt. Wir wollten also direkt weiter bis Pineres - eine Etappe von 45 km.
Tia, die Etappe haben wir locker geschafft. Start um 6:45 Uhr, den Sonnenaufgang genossen. Erste lange Pause in "Poo". Leider war die Situation in Pineres nicht besser. Die Pilgerherberge war zugewachsen, die privaten Herbergen voll. Jetzt sitzen wir 1km weiter in einem alten Haus. Die Dusche (siehe Bild) ist ekelhaft und rostet, das Wasser kommt abwechseln heiß und kalt und im Haus riecht es nach dem Gas der Boiler. Bevor Takashi den Boiler wieder repariert kommt nur kaltes Wasser - das Alessandro zum Duschen nutzt (hehe). Dies war der erste Moment, in dem ich mir FlipFlops gewünscht habe. Das nächste mal werde ich sicher welche mitnehmen.

Hier oben gibt es nur einen Friedhof, eine alte Kirche und dieses Haus. Ok - man mag der Meinung sein, dass diese Konstellation an Einrichtungen genug für die esentiellen Handlungen im Leben ist ... wie... geboren werden (im Haus) und Sterben (Ende am Friedhof). Das wären auch kurze Laufwege für die, die es nicht so anstrengend im Leben haben wollen. Erschütternd und trostlos ist es hier. Doch der Pilger und lebensfreudige Mensch an sich will ja auch essen.  Meine mitgebrachten Essensvorräte sind nicht üppig und decken sich nicht mit dem kilometerlang geträumten Menu del dia - aber immerhin ist etwas vorhanden. Habe meine Toast- und Käsereste vertilgt, eine Banane, das Bier fällt heute mangels Einkaufsmöglichkeiten leider aus (der Supermarkt musste schließen, die Friedhofsbewohner haben sich als nicht besonders konsumfreudig herausgestellt). Gut, dass ich noch eine Kleinigkeit zum frühstücken habe. Es zeigt sich, dass eine Lebensmittel-Notration zum Überbrücken wirklich sinnvoll ist! Man weiß nie, wo man landet. Auch die anderen hier gestrandeten Pilger sind keine so tolle Gesellschaft. Da bleibt nur sich mit dem iPod vor das Haus zu setzen und sich mit Musik wieder aufzumuntern.

Denke wir starten morgen wieder sehr früh. Wenn das Wettrennen um die Betten und Herbergen weiter so bleibt macht das ganze keinen Spaß mehr. Bei einer langen Etappe kommt man dann automatisch später an als die, die nur 10 bis 15 km laufen.

Es bleibt spannend. Morgen wohl wieder 30 km, dort (La Isla) gibt es eine Herberge direkt am Meer. Baden war ich ja auch noch nicht...

Dienstag, 10. August 2010

Füße und gesammelte Stempel

Mein Pilgerpass - die Stempel werden mehr...
Los pies :)
Fiesta in der Herberge Arco Iris (nahe Camplengo)
Der hospitalero hat Geburtstag und hat alle
Gäste zu Essen und Trinken eingeladen.
Was macht man nicht alles, wenn man Zeit und wlan hat :) einzige Schwachstelle ist der Handyakku...

Nachtrag

Foto ist schon vor einigen Tagen entstanden. Jeder Franke wird denn tieferen fränkischen Sinn dieser Aufschrift auf dem spanischen Fahrzeug verstehen :)

Asturien

Hola! Liegen nach 20 km jetzt seit Stunden im Park. Die Unterkunft (heute mal eine geschlossene Turnhalle) öffnet erst um 17 Uhr. Haben heute von Kantabrien nach Asturien gewechselt und machen Halt in Colombres. Die Landschaft war allgemein bisher eine nette Mischung aus Bergen, mittelfränkischer Standard-Landschaft und Strand- und Küstenabschnitten. Alles wirkt ein bisschen zusammengewürfelt, ist aber schön.

Heutige Etappe war schön zu laufen, das Highlight ist das kostenlose Wlan hier im Park. Mehr gibt es eigentlich nicht zu berichten. Jetzt einkaufen und heute abend gemütliches Turnhallenboden-Essen mit Rotwein :)
Viele Grüße!

Montag, 9. August 2010

Mittagessen in San Vincente de la Barquera

Nach der Nacht im Kloster und erholsamem Schlaf heute nur 20km. Erholung für die Füße!

Sonntag, 8. August 2010

Einzelzimmer in Klostermauern

Die Fiesta gestern Abend war großartig. Wir durften wirklich umsonst mitessen, trinken und feiern. Auch die Nacht in der Herberge war ok. Endlich keine überfüllte Wohnung sondern eben eine richtige Unterkunft. frühstück war spärlich aber kostet nur 2 Euro. Das ist fair für Kaffee, Kakao, Kekse, Toast und Marmelade.
Trotzdem wollten meine Füße heute nicht so richtig mitspielen. Bin schon bald hinter die anderen zurückgefallen und war dann mit der "Geheimwaffe" iPod und guter Musik unterwegs. Trotzdem immer stärkere Schmerzen in den Füßen und immer weniger Motivation zum weiterlaufen. In Cobreces habe ich mir überlegt, in der dortigen Herberge im Kloster zu bleiben. Da ich aber die anderen wieder sehen wollte bin ich weiter. Ein Fehler, denn bald wurden die Füße noch schlimmer.

Unterwegs hat mich dann Florine angerufen. Die Herberge in Camillas, dem Etappenziel, ist schon so gut wie voll. Meine Aussicht auf ein Bett schwindet. Ich hoffe, es gibt dort wenigstens ein Hotel. Doch kurz nach dem Anruf und ca. 3km vor Comillas laufe ich an einem Kloster vorbei. Monasterio de San José - Carmelitas Descalzas. Ich denke mir: was liegt näher, als in einem Kloster nach einer Zuflucht für einen Pilger zu fragen? Nach einiger Suche, ich war schon am aufgeben und auf dem Weg zurück zur Straße, taucht plötzlich eine Ordensschwester auf und winkt mir zu. Ich erkläre ihr meine missliche Lage. Sie ist sofort hilfsbereit, sagt mir hier eine Unterkunft zu, stempelt mir meinen Pilgerpass und bittet mich, in Santiago für die Schwestern zu beten. Nach diesem Tag werde ich das sicher tun!

Direkt am Kloster ist ein kleines Gebäude angebaut, "Casa de Oración - Betania". Ich bekomme dort kostenlos ein kleines Zimmer, kann duschen, meine Blasen pflegen (es werden mehr), und genieße die Ruhe und Privatsphäre nach Tagen des Kilometer-Herunterreißens. Denn das Kloster ist keine Pilgerherberge, ist auch nirgends als eine solche Unterkunft verzeichnet - und ich bin dort fast alleine, nur abends taucht noch eine Familie auf die dort anscheinend ihren Urlaub verbringt.

[Nachtrag: Website des Klosters / der Unterkunft: http://www.madrescarmelitasdescalzas.net/www/comunidades/ruiloba.php ]

Heute waren es wieder 25! Habe jetzt insgesamt schon ca. 360km in den Beinen. kein Wunder, dass die Füße streiken. Ab jetzt wieder kürzere Etappen und kein Hinterherlaufen mehr. Ich muss mein eigenes Tempo gehen, sonst komme ich nie in Santiago an. Das ist mir heute klargeworden. Erstaunlich, wie schnell sich doch kleine Laufgruppen bilden und man voneinander "abhängig" wird.

Viele Grüße, in Vorfreude auf eine gute und ruhige Nacht ohne Schnarchkonzert
Sebastian