Donnerstag, 9. September 2010

Zuhause

Zeit für einen letzten Eintrag - zumindest bis ich hier über den nächsten Camino berichte ;) Wer weiß... Via de la plata? Camino frances? Camino primitivo? Klingt alles sehr verlockend.

Ich bin jetzt schon seit 2 Tagen wieder zuhause. Komisch, wenn man sich wieder an den "Alltag" gewöhnen muss. Der letzte Tag in Barcelona war noch einmal wundervoll. Martin musste arbeiten - und ich habe seit langem mal wieder den Wecker ignoriert und "gesnoozed". Am späten Vormittag ging es dann mit der Metro nach Barcelona und zunächst zu Fuß vom Plaça de Catalunya durch die Stadt bis zur Sagrada Familia. Ein beeindruckendes Bauwerk - trotz der vielen Bauzäune und Kräne. Irgendwie mag ich Gaudi. Seine Bauwerke strahlen etwas lebendiges, bewegtes und organisches aus. Nur das Innere der Kirche habe ich mir erspart. Ein hoher Eintritt und lange Schlangen von Touristen - das musste nicht sein.

Danach ging es zu Fuß zum Parc Güell. Ein wunderschöner Park, in dem ich ausgiebig spazieren gegangen bin. Das beste dort ist es, Leute zu beobachten: Handtaschenhändler, die mit einem Seilsystem an ihrer Ware alles innerhalb von 2 Sekunden zusammenpacken können um vor der Polizei zu fliehen. Deutsche Touristen, die überlegen ob sie zu Burger King oder McDonalds gehen sollen, Musiker, Gaukler,... herrlich.

Nach dem Park ein Blick auf das GPS-Gerät: nur 6km bis zu Martin. Keine Distanz für einen (Ex-)Pilger. Doch schon kurz nachdem ich losgelaufen bin habe ich eine SMS von Anabel erhalten. Sie und Maria waren meine Begleiterinnen für die ersten Tage auf dem Camino und beide habe ich sehr ins Herz geschlossen. Beide wohnen in der Nähe von Barcelona und ich hatte Ihnen Bescheid gesagt, dass ich hier bin. Mit dem Treffen sollte es also doch noch klappen. Also Routenänderung und wieder zurück zum Plaça de Catalunya. Nach einigen Orientierungsschwierigkeiten (Das Einkaufszentrum, an dem wir uns treffen wollten gab es zweimal - und natürlich hat sich jeder das jeweils andere ausgesucht, um zu warten) hat es dann doch noch geklappt und wir haben uns ewig unterhalten. Wunderbar, die beiden noch einmal zu treffen.

Nach einem herzlichen Abschied ging es dann mit der Metro zurück zu Martin. Dort dann das nächste Highlight - das (sehr leckere) Essen stand schon auf dem Tisch und auch Freunde von Martin - Sergio und Cristina - waren zu Besuch. Ein schöner geselliger Abend, an dem wir viele Bilder angesehen und viel gelacht haben. Ich hoffe, Martin und Sergio kommen mich in Deutschland besuchen. Ihre Augen wurden immerhin ziemlich groß, als ich Ihnen von den fränkischen Bierwanderwegen erzählt habe ;)

Der Heimflug - diesmal mit Air Berlin - verlief von Barcelona "más o menos" problemlos. Aufgrund des Streiks in Frankreich mussten wir noch eine Stunde auf dem Rollfeld warten bis wir starten konnten. In Düsseldorf musste ich dann ziemlich schnell umsteigen, um den Flieger nach Nürnberg zu erwischen. Das Gepäck hat das natürlich nicht geschafft und wurde mir erst einen Tag später vom FLughafen nach Hause gebracht. Aber das sind ja Peanuts im Vergleich zu der Ryanair-Aktion. Auch in Barcelona hatte ich an der Abflugtafel wieder 3 annulierte Ryanair-Flüge erspäht. Diese FLuggesellschaft ist für mich mittlerweile wirklich das letzte.

Das war er also, der Camino. Ein herrliches Abenteuer, das ich jedem nur ans Herz legen kann. Landschaften, Menschen, neue Freundschaften, Emotionen, Sonnenbrände, Anstrengung, Entspannung, Meer, Berge, kläffende Hunde, Blasen, tolle Herbergen, nicht so tolle Herbergen, Supermarkt-Gourmet-Menüs, Sonnenuntergänge. Einfach ein unvergessliches Erlebnis. Peter hat einmal gesagt: Man braucht immer einen weiteren Camino, um über den letzten noch einmal richtig nachdenken zu können. Recht hat er. Ich habe mich jedenfalls anstecken lassen.

Bon Camino! Viele Grüße & vielen Dank an alle regelmäßigen Leser!!!

Sebastian

p.s. Alle Camino-Bilder sind in meinem Picasa-Webalbum zu finden.

Sonntag, 5. September 2010

Barcelona

Me and the best dog of the world ;)

Nach 17 Stunden Busfahrt bin ich gestern früh um 7 Uhr gut in Barcelona angekommen. Ein komisches Gefühl, wenn man die Strecke, die man 4 Wochen gelaufen ist, in ein paar Stunden wieder zurückfährt. Die Fahrt war anstrengend aber ok - obwohl ich nur eine Platz am Gang hatte und das Schlafen somit nur schwer möglich war. In Barelona hat mich dann Martin schon an der Busstation erwartet und mich zur besten Herberge des ganzen Camino gefahren - seiner Wohnung in Bellvitge (nahe Barcelona).

Nach Frühstück und Duschen ging es erst einmal zum Strand - Christina - eine Freundin von Martin -  wollte dort noch joggen gehen und wir haben dort mittags gemütlich ein Bier getrunken. Danach Mittagessen, Siesta, anschliessend nach Barcelona - the Spanish Way of Life. In der Stadt natürlich die Rambla, die Kathedrale, die Shoppingmeilen, Ravala etc besucht... alles sehr schön und eine tolle Stimmung. Ich glaube ich mag Barcelona!

Heute stand zunächst die Krypta von Gaudi in der Colonia Güell auf dem Programm. Sehr interessant - obwohl auch dieses Bauwerk nie vollendet wurde. Danach gemütliches Tapas-Essen hier in Bellvitge, jetzt Siesta. Anschliessend geht es zum Hafen und in die Stadt. Morgen muss Martin arbeiten und ich werde mir die Sagrada Familia und diverse andere Highlights ansehen - freu mich schon.

Und Übermorgen geht es "schon" zurück nach Deutschland. Dank Ryanair hatte ich ja in Barcelona einen Tag weniger als gedacht.

Viele Grüsse!
Sebastian

Freitag, 3. September 2010

Ryan-"Air"

Nach der gestrigen Verkehrsmittel-Odysee sitze ich jetzt endlich am Busterminal in Santiago und warte auf meinen Bus nach Barcelona. Nachdem Ryanair zunächst verkündet hatte, dass man auf den nächsten Tag umbuchen kann stand ich 3 Stunden an - um dann zu erfahren, dass vor Sonntag kein Platz mehr frei ist. Also Flug storniert und zurück nach Santiago. Es muss ja irgendwie möglich sein, hier wegzukommen... Weit gefehlt.

Versuch 1 war die Bahn. Hier hatte ich noch eine 20% Rabattkarte. Da allerdings ausgebuchte Züge und ein wirklich absolut unfähiger Bahnmitarbeiter am Schalter aufeinander gestoßen sind war das nicht möglich. Einzige Option über Madrid - für über 160 Euro. Versuch 2 dann am Busterminal. Auch hier kein Bus nach Barcelona bis Sonntag, aber eine Alternative über Madrid. Nachdem die Karte schon gebucht war hat jemand am Schalter nebenan zwei Karten für den nächsten Tag zurückgegeben - klasse! Ich konnte also noch umbuchen, das ganze sogar 15 Euro billiger. Hauptsache irgendwie weg von hier.

Nachdem das Ticket gesichert war ging es zurück in die Stadt. In der Herberge "Seminario" habe ich mir ein Einzelzimmer gegönnt und bin dann ohne Gepäck weiter in die Innenstadt. Ein weiterer Abend in Santiago. Habe mich dann doch noch in die lange Schlange der Wartenden vor der Kathedrale eingereiht, um durch die heilige Pforte zu gehen und das Apostelgrab zu besuchen. Vielleicht läuft dadurch die Busfahrt reibungslos ab ;)

In der Stadt habe ich dann noch Matthias getroffen, den ich in Muxia kennengelernt hatte. Zusammen mit ihm und Miso aus Südkorea haben wir dann die leckersten Bocadillos auf dem gesamten Camino gekauft und diese vor der Kathedrale genüsslich verspeist. Ein doch noch sehr schöner Abschluss dieses Tages!

Jetzt ab in den Bus und 14 Stunden nach Barcelona... Bye

Donnerstag, 2. September 2010

Santiago Nights

So, Nacht am Flughafen mehr oder weniger gut überstanden. Die Putzfee hat mich mit ihrem elektronischen Streitwagen die ganze Nacht umrundet und den Boden gebohnert. Die Flughafentoilette hatte dann heute früh beim Zähneputzen auch irgendwie ein Herbergsfeeling. Nach dem Check-In erst einmal Frühstück. Die Sicherheitskontrolle habe ich heute - ganz im Gegensatz zu Nürnberg - fast unbeachtet durchlaufen. Habe fast das Gefühl, dass nur Deutschland das ganze so ernst nimmt.
Nach dem Anstehen am Gate dann die Durchsage (die mir freundlicherweise jemand übersetzt), dass der Flieger aufgrund des Wetters nicht starten kann und wir wohl erst einmal einen Bus nach Porto nehmen. Ja, und nun stehe ich hier in einer langen Schlange, habe mein Gepäck zurück und warte. Aber es gibt Hoffnung! In 5m kommt das Plakat "Your rights as passenger and where to complain". Positiv denken - das fällt ja nach diesem Camino nicht schwer. Vielleicht kann ich ja noch was sparen :)

Mittwoch, 1. September 2010

La Coruña

In der letzten Nacht hat sich der Camino noch einmal gebührend verabschiedet und alle Hardcore-Schnarcher in der Herberge von Muxía versammelt. Was für eine (schlaflose) Nacht. Um kurz vor 7 bin ich aus dem Konzertsaal geflohen. Ausgerechnet die Plaudertasche aus der Pfalz hat noch mehr geschnarcht als geredet. Da konnte keiner der männlichen Schnarcher mithalten. Also am Hafen im Dunkel mein Frühstück (Saft und Schokomuffins) verspeist.
Um 7.30 Uhr war es dann soweit. Nach 35 Tagen Abstinenz habe ich erstmals wieder einen Fuß in ein Fahrzeug gesetzt - mit dem mulmigen Gefühl, das mein Körper mit Geschwindigkeiten über 6 km/h vielleicht gar nicht mehr zurechtkommt. Die Busfahrt war aber sehr entspannend. Am Horizont ständig Gewitter. Auch der Tag in A Coruna sollte eher regnerisch werden. Nach 2,5h Fahrt konnte ich glücklicherweise meinen Rucksack in der Gepäckaufbewahrungsstelle für stolze 0,74 Euro (ohne Zeitbeschränkung) abgeben und so den Tag ohne schweres Gepäck genießen. Zunächst war ein Wellnessprogramm angesagt. Nach 4 Wochen Camino war es Zeit für einen Frisörbesuch! Gesagt, getan, gleich besser gefühlt.
Das nächste Ziel war das 3,5km entfernte Aquarium - ein lockerer Spaziergang am Morgen ;) Das Aquarium war nett, aber den Eintritt von 10 Euro meiner Meinung nach nicht wert. Nach einem gemütlichen Spaziergang durch die Stadt, der Verkostung von etlichen Leckereien und einem netten Gespräch mit einer älteren Corunianerin (für die ich dann Glückszahlen auf ihrem Lottoschein ankreuzen durfte) war es Zeit für die Weiterreise nach Santiago. Sitze jetzt hier wartend am Bahnhof und nehme den nächsten Zug (für 4,70 Euro) nach SdC. Dort noch Souvenirs kaufen, Essen, und dann schauen, ob heute Nacht am Flughafen ein paar Stunden Schlaf drin sind.
Nächste Meldung aus Barcelona ;)
Update: erfolgreich in Santiago am Flughafen angekommen! Santiago war noch einmal ganz nett heute, aber sehr viel weniger los als noch vor einigen Tagen. Hab sogar noch einmal Bekannte getroffen :) ein 17jähriger Österreicher (der scheinbar den ganzen Weg immer die gleichen Klamotten - ohne Waschen - anhatte) ist sogar erst heute angekommen.

Aquarium La Coruña

Dienstag, 31. August 2010

Geschafft!

Der Sonnenuntergang in Muxía
A Virxe da Barca in Muxía
Laut der Tradition ist an diesem Ort die Jungfrau Maria in
einem Boot aus Stein an der Küste gelandet um dem
Apostel Santiago Mut für seine Predigten zu geben.
Die Schiffsform wird in einen Haufen
von Steinen hineininterpretiert...
.

Die letzte Etappe ist geschafft! 30km von Finisterre nach Muxia - ein Kinderspiel. Nie war das Laufen einfacher. Und obwohl das gemeinsame Laufen schön ist und war habe ich diese Etappe ganz für mich alleine sehr genossen. Und das Laufen an sich vermisse ich jetzt schon. Sitze gerade auf der Dachterasse der Herberge, esse mein letztes "Pilgermahl" aus dem Supermarkt und schaue direkt auf das Meer. Herrlich.
Fader Beigeschmack heute: in der Herberge auf eine Deutsche getroffen, die anscheinend seit 4 Wochen nicht mehr geredet hat. Tia, das hab dann alles ich abgekriegt. Beschwerden über Beschwerden. krankheit, Fußprobleme, Ryanair, Geld, Männer, Alkohol. Ihr Hauptproblem war, dass die Spanier kein Deutsch und Englisch können. Armseelig, wenn man nach Wochen auf diesem Weg innerlich noch so drauf ist.
Der Abend am Heiligtum von Muxia war herrlich. Eine Spanierin, die meine Compostella aus Muxia in meiner Hand gesehen hat, wollte sich glatt mal mit einem "echten" Pilger fotografieren lassen. Wie gut, dass ich mir heute in stundenlanger Arbeit meinen 2-Wochen-Bart mal wieder rasiert habe ;)

Morgen früh geht es um 07:30 dann nach Coruna, wo ich das Aquarium Finisterrae besuchen möchte. Danach mit dem Zug wieder nach Santiago, ein paar Souvenirs kaufen und dann vemutlich am Flughafen übernachten. Wenn mit Ryanair alles klappt bin ich dann am 02.09. in Barcelona! Freue mich schon.
Die letzten Pilgergrüße von hier! Ab morgen schreibe ich dann als Tourist.
Sebastian

Montag, 30. August 2010

Fisterra sunsets :)

beautifull sunset @ fisterra
Der Sonnenuntergang gestern war wirklich fantastisch! Da mein Fuß immer noch nicht ganz ok ist habe ich mich entschieden, noch einen Tag hierzubleiben und erst morgen weiter nach Muxia zu laufen. Also geht es heute Abend noch einmal an das Kap, um dieses Naturschauspiel zu geniessen. Nach dem Abend in der öffentlichen Herberge (in der man immer nur eine Nacht bleiben kann) bin ich heute in einer Art Hippie-Herberge gelandet. Alles sehr spirituell hier. Es gibt einen Meditationsraum, abends wird wohl gemeinsam gekocht und die Leute, die hier absteigen sind mehr als interessant ;) Ein christlich-buddhistische-weltoffene-spiritueller Mix von Leuten aus aller Welt.

Josephin ist heute nach Porto weitergefahren. Immer wieder komisch, wenn man Goodbye zu Leuten sagen muss, mit denen man so lange unterwegs war. Ich werde eine Nacht in Muxia bleiben und am naechsten morgen weiter nach A Coruna fahren, um dort das Meeresaquarium zu besuchen. Morgen also der letzte Lauftag - ich werde alleine starten und die letzte Etappe noch einmal geniessen. Wettervorhersage: bewoelkt... ich hoffe der Poncho kommt nicht noch einmal zum Einsatz.

Viele Gruesse
Sebastian

Sonntag, 29. August 2010

Finisterre!

Heute endlich das Ziel erreicht! Leider war die letzten 2 Tage wenig Netz bzw. dann noch der Akku leer. Die 90km von Santiago nach Finisterre waren landschaftlich wunderschön, kaum Straßen und auch das Wetter war perfekt. Für die letzte Etappe (nach Finisterre) sind wir heute um 05:51 Uhr losgelaufen. Schön, wenigstens einmal im Dunkel zu laufen. Die letzten 2km hat mir mein linker Fuß dann noch einmal gezeigt, was Schmerzen sind. Urplötzlich. Ich hoffe ich kann trotzdem morgen meine letzte Etappe von 33km nach Muxia laufen.

Nach meiner humpelnden Ankunft habe ich in der Herberge von Finisterre erst einmal die "Finisterrana" bekommen, die Urkunde für den Weg von Santiago nach Finisterre. Danach Bett beziehen und ab zum Strand. Ich habe heute das erste mal seit ich spanischen Boden betreten habe im Meer gebadet! Und das bei wunderschönem Wetter. Was will man mehr.

Das weitere Programm für heute: Duschen, den Fuß in Voltaren baden, Essen, Wein kaufen und dann endlich weiter zum Kap Finisterre (3,5km - finis terrae für die Lateiner) um dort wirklich am Ziel der Reise anzukommen. Dort dann bei einer Flasche Rotwein den Sonnenuntergang genießen und langsam anfangen, den nächsten Weg zu planen ;)

Viele Grüße aus der Sonne!
sebastian

(update: schon alles erledigt und auf dem weg zum kap)

Donnerstag, 26. August 2010

Heute mal Lauf- und Rucksackfrei: Santiago & die Compostella

Kathedrale von Santiago
Heute morgen haben wir uns erst einmal in die lange Schlange vor dem Pilgerbuero eingereiht, um endlich unsere Compostella - die Pilgerurkunde - in den Haenden zu halten. Nach ca. 1 Stunde war es dann endlich soweit. Ein tolles Gefuehl - obwohl es nur ein Stueck Papier ist. Danach wollten wir eigentlich gemuetlich fruehstuecken, waren aber schon wieder unter Zeitdruck. Um 12 Uhr sollte die Pilgermesse beginnen, und es war bereits eine lange Schlange vor der Kathedrale. Wir haben uns also brav angestellt.

Das Highlight der Messe war ohne Zweifel das Schwenken des riesigen Weihrauchkessels am Ende der Messe. Da ich keinen Sitzplatz bekommen habe war der Rest ohne Fruehstueck und nach der langen Santiago-Nacht eher langweilig.

Morgen frueh geht es also endlich nach Finisterra! Die letzten 90 km, die ich zu Fuss gehen werde. Habe heute auch einen Flug nach Barcelona gebucht - Bus und Bahn waren viel teurer und die Fahrt haette auch viele Stunden mehr gedauert.

Soweit viele Gruesse aus Santiago - wo es heute (klar, wir hatten ein gutes Zimmer) den ganzen Tag geregnet hat.

Meine Kompostela
Damit es schön lateinisch klingt wird an alle
Namen ein -us oder -um angehängt ;)

Santiago

Fast geschafft...

So. Nun bin ich also angekommen. Nüchtern betrachtet ist Santiago nicht der Hit. Alkohol hat auch nicht viel geholfen. Zumindest konnten wir Peter helfen, der mit in unserem Doppelzimmer übernachtet. Seine Herberge war bereits geschlossen als wir aus der letzten Kneipe zu unserem Hotel gelaufen sind und er war mehr oder weniger mittellos auf der Straße.

Die heutigen 41km waren einfach wie nie. Sind um 07:30 gestartet und waren nach dem Run auf der Pilgerautobahn (Camino frances) und einer Stunde Mittagspause gegen 16 Uhr in Santiago. Nachdem alle Herbergen voll waren haben wir über die Tourist information ein günstiges Doppelzimmer gefunden. 15 Euro pro Person. Das ist ok. Auch wenn wir nun zu dritt hier schlafen.
Die Kathedrale in der untergehenden Sonne war sehr eindrucksvoll. Auch das Essen war lecker. Morgen früh holen wir erst einmal unsere Kompostela ab. Danach Frühstück, Postkarten, Sightseeing :) Übermorgen früh geht es dann die 93km weiter nach Finisterre.
Viele Grüße aus Santiago!


Die letzten 5 km - voller "Tagespilger" und Bustouristen
Der Einmarsch in Santiago - eine sehr unspektakuläre Vorstadt
Die Kathedrale im Sonnenuntergang

Dienstag, 24. August 2010

Arzua - das Rehazentrum für Fußkranke

Abendessen im Sonnenuntergang
Heute waren wir so ziemlich die letzten Pilger, die in Sobrado losgelaufen sind. Haben dann aber untwegs doch wieder einige (so 60...70...) eingeholt. Nach schönen 22km sind wir in Arzua angekommen. In diesem Ort treffen der Camino del Norte und der Camino frances zusammen. Natürlich war die Herberge voll, wir konnten dort aber die Waschmaschine und den Trockner nutzen (Frische Wäsche - herrlich!!!) und wurden in der Küche von David zu einem leckeren vegetarischen Mittagessen eingeladen. Da wir aber für eine private Unterkunft heute zu geizig waren haben wir uns für die städtische Turnhalle entschieden (3 Euro). Nach einem Einkauf im Supermarkt haben wir hier auf der Wiese unser letztes "Pilgermahl" vor Santiago genossen und einen traumhaften Sonnenuntergang erlebt.


3 Euro für eine 300qm-Suite ist doch günstig, oder?

Der Einkauf im Supermarkt hat mich heute an einen Besuch im Rehazentrum für Fußkranke erinnert. Nur humpelnde Menschen. Sehr lustig. Ich humple wenigstens nur auf den ersten Metern nach deem Aufstehen, bis sich die Füße wieder an den Laufrythmus gewöhnen. Ansonsten bin ich topfit. einziges Manko: ich könnte als Zebrastreifen arbeiten. Bin richtig braun geworden - aber natürlich nur an Armen, Beinen und im Gesicht. Der Rest ist leider bleich wie am ersten Tag...
Dave hat von einem Freund per Email den Vorschlag bekommen, die Vergebung seiner Sünden in Santiago doch einfach auf ebay zu versteigern (@Benjamin: dass die Kirche noch nicht auf die Idee dieses modernen Ablasshandels gekommen ist :) Habe gestern auch von Dave eine Einladung nach England bekommen. Bin gespannt, wo mich der nächste Trip hinführt ;)
Morgen also noch einmal eine große Etappe von 42km bis nach Santiago. Bin schon ganz aufgeregt. Trotzdem freue ich mich fast noch mehr auf die Wanderung nach Finisterra und die Ankunft am Meer. Das ist dann der richtige Abschluss! Auch Josephin, die Finisterra gar nicht geplant hatte, kommt dank unserer frühen Ankunft in Santiago mit. Evtl. mache ich von dort auch noch einmal einen Abstecher nach A Coruna, um das Meeresaquarium zu besuchen (Danke an Hans Jürgen für den Tipp).
Viele Grüße, melde mich morgen mit Compostela aus Santiago!
sebastian

Montag, 23. August 2010

Im Kloster

Sobrado dos Monxes
Die Regel hat sich bestätigt. Immer wenn ich gut schlafe und die Unterkunft ok ist gibt es am nächsten Tag Regen. Heute fast den ganzen Tag!
Sind dann doch endlich im Franziskanerkloster (Foto) in Sobrado dos Monxes angekommen. 62 km to go! Morgen aber noch einmal eine sehr kurze Etappe, da wir sonst in den Massen des Camino Frances untergehen würden. Hoffe, das Wetter wird besser.
Das Foto mit dem Grenzstein ist übrigens noch ein Nachtrag von gestern. Daneben bin ich, falls mich jemand nicht mehr erkennt :)

Viele Grüße!

Zitat Dave (über das Kloster):
"The spookiest thing I have ever seen..."
Unser Schlafraum...




Ein Modell des Klosters

Hot sun

Die letzten 111.111km - ein beliebtes Fotomotiv
Viele Grüße aus einem Zelt neben der britischen Herberge in Miraz! Die Herberge war wieder einmal voll und wir die Glücklichen, die sich ein schönes Zweierzelt aussuchen durften. Das heißt, es wird morgen oder heute Nacht wohl regnen (zu viel Komfort).
Von den letzten beiden Tagen gibt es nicht viel zu berichten. Ich bin seit Gijon mit Josi aus Berlin unterwegs und fast jeden abend treffen wir Dave aus Nordengland, mit dem man sich klasse unterhalten kann. Auch Sergio taucht immer wieder auf und sorgt für lustige Abende. Ansonsten gibt es viele "new pilgrims", die erst seit ein paar Tagen unterwegs sind. Große Unterschiede zu denen, die bereits mehrere Hundert KM hinter sich haben. Insgesamt hat sich dadurch auch die Stimmung in den Herbergen geändert. Unpersönlicher, unentspannter.
Die letzten beiden Tage war es sehr heiß, die Etappen lang und wir abends entsprechend kaputt. Daher leider auch kaum Einträge hier. Einmal hat uns ein Brunnen (oder war es eine Kuhtränke) vor dem sicheren Tod durch Verdursten bewahrt. Welch ein Glück. Aber Josi studiert Medizin und hätte uns auch so irgendwie gedopt ;) Haben also alles gut überstanden, auch die ausgedehnten Einkäufe in den hiesigen Supermärkte (immer hungrig). Dafür gibt es jetzt abends statt fettigen Hamburgern auch viel mehr Leckereien. Baguette, Käse, Feigen, Mortadella, Oliven, Thunfisch, Rotwein & Bier. Auch meinem linken Fuß geht es besser, habe nur noch ab und zu Probleme damit.

Unser "Rettungsbrunnen" nach vielen km ohne Wasser.

Heute endlich wieder bewölkt. Nach der ersten Etappe von Vilalba bis Baamonde (21,4km) haben wir die Dose mit den letzten 100km nach Santiago aufgemacht. Sehr lecker ;) Sind dann noch 15km bis Miraz weitergelaufen, also bleibt uns morgen definitiv nur die Möglichkeit einer "Entspannungsetappe" von 25km bis Sobrado dos Monxes. Danach Endspurt nach Santiago!
Habe gestern auch meinen Rückflug gebucht. Am 07.09. geht es von Barcelona nach Hause. Bis dahin bleibt genug Zeit für Santiago, die 90km nach Finisterra und den Besuch von Martin in Barcelona.
Viele Grüße, buenas noches!

Donnerstag, 19. August 2010

Galicien

Etappenziel Ribadeo. Das liegt natürlich nicht wie gestern geschrieben in Asturien sondern ist der erste Ort in Galicien. Die dortige Herberge war leider schon voll - kein Wunder bei nur 12 Betten. Leider war das auch das Ende vom Badetraum im Meer. Wir mussten weiter 7 km ins Landesinnere. Kein Abend am Strand. Also heute wieder ca. 32km. Zumindest ist die Herberge hier fast leer und ganz neu. Nach einem leckeren Abendessen (waren vorher Leckereien im Supermarkt einkaufen) und 1 L Vino Tinto zu zweit war der Abend dann ganz gemütlich.
Hatte heute unterwegs starke Schmerzen im linken Fuß/Schienbein. Hoffe das heute gekaufte Voltaren-Doping hilft und es geht morgen besser. Original Voltaren kostet hier nur 3,12 Euro! In Deutschland sind die Preise wirklich der reinste Wucher. In der Apotheke stand auch eine Waage. Da konnte ich nicht widerstehen.

Das Resultat:
Ohne Rucksack (Mit Wanderschuhen): 75 kg
Mit Rucksack, Kamera und Wasserflasche: 92 kg

Stolze 92kg mit Rucksack, Schuhen, Wasser, Essen...













Hätte nicht gedacht, dass ich so viel mit mir rumschleppe :)

Morgen wieder ca. 30 km - wollen früh los, da wir heute schon so viel in der Nachmittagshitze unterwegs waren. Das schlaucht zusätzlich.

Viele Grüße aus Galicien!

Mittwoch, 18. August 2010

Teuer bezahlter Luxus

Wie es scheint wird man auf diesem Weg für jeden Luxus sofort bestraft. Heute morgen war jedenfalls wieder Regenponcho angesagt. Gerade auf der stark befahrenen Nationalstraße mit gefühlten 15cm Seitenstreifen. Manchmal ist die Streckenführung wirklich fraglich... Von Abstand halten haben die Spanier auch noch nichts gehört. Komisches Gefühl, wenn einem ein 40-Tonner mal eben mit 50cm Abstand den Poncho um die Ohren weht - und man nicht einmal eine Ausweichchance hat.

Die Strecke von Luarca nach La Caridad wollte heute kein Ende nehmen. Das mag auch an der extremen Luftfeuchtigkeit nach dem Regen gelegen haben. Jedenfalls war es heute echt anstrengend, obwohl nur 28km. Da die Herberge in La Caridad letztes Jahr ihre Decke verloren hat sind wir einen Ort vorher in der provisorischen Herberge untergekommen. Diese ist geräumig, sauber, aber leider etwas abgelegen. Mussten noch 1km zum nächsten Supermarkt laufen, konnten unser Abendessen dafür umso mehr genießen. Tomaten, Thunfischsalat, Käse, Salami, Mortadella, Baguette, Nuss-Mix, Schokolade und 3 Bier :) gesättigt!
Morgen geht es ca. 25km zur letzten Herberge in Asturien und am Meer- Ribadeo. Danach geht es ins Landesinnere. Hoffe, ich schaffe es wenigstens einmal baden zu gehen. Außer im Campingplatzpool hat das leider noch nicht geklappt.

Mittleweile sieht man in jeder Herberge neue Leute. Entweder rolle ich das Pilgerfeld von hinten auf - oder ich bin sehr langsam. Bin schon gespannt, wen ich in Santiago alles wieder treffe. Werde dort evtl. 2 Tage bleiben und dann nach Finisterre weiterlaufen.

Soweit viele Grüße aus dem Land der kläffenden Hunde und günstigen Cafes ;)

Chipirones con oruga - Grüße aus Luarca

Ein Pilgereinkauf...
Der erste Blick auf Luarca
Klasse Tag. Die ersten 25 km sind wir (Josephin und ich) heute nur auf einer alten Bundesstraße (kaum befahren) gelaufen, die Zeit verging wie im Flug. Im Reiseführer wird auf dieser für die Füße eintönigen Strecke sogar vor einer Entzündung der Achillessehne gewarnt - gut, dass ich medizinisches Fachpersonal vor Ort hatte ;) Nachdem wir kaum erschöpft waren haben wir uns dann entschlossen, weiter nach Luarca zu laufen. Es waren heute also schon wieder 38 km. Mussten die Hochrechnung für Santiago aktualisieren :) Verlassen wohl auch schon in 2 Tagen Asturien.

Die zweite Etappe heute war landschaftlich schöner, auch die Wege waren schön abwechslungsreich. Mussten dann aber in Luarca feststellen, dass es nur 2km vor dem Ort in Munana eine reine Pilgerherberge gibt. Da zurücklaufen nicht in Frage kam haben wir und eine günstiges Pension gesucht. Die Pension "Moderna" in einem Altbau ist sauber und günstig (15 Euro p.P.). So viel Luxus - heute schon wieder Bettdecke und Handtuch! Daran könnte man sich gewöhnen.

Nach Dusche und Wäsche ging es erst einmal zum Supermarkt. Was hungrige Pilger so alles kaufen, wenn sie den halben Tag nichts gegessen haben, das seht ihr auf dem Foto. Nach der Shoppingtour endlich Essen gehen. Meine Chipirones (eine Art Mini-Calamares) sind lecker und auf Salatblättern gebettet. Als ich fast fertig bin und sich unter dem letzten Salatblatt eine rasend schnelle oruga (Raupe) hervorschiebt bin ich weniger begeistert. Der Kellner meint dazu nur achselzuckend "mas vitaminas", entschuldigt sich aber trotzdem ansatzweise. Ich kann mich aber gar nicht darüber aufregen - das Essen war trotzdem lecker - und dass sich so ein Tier -vermutlich aus Protest- wie ein Atomkraftgegner mal am Salat ankettet soll ja vorkommen. Trinken dazu wieder Sidra, den man sich mit einem kleinen Fass am Tisch selbst elektronisch auf Tastendruck einschenken kann. Sehr lecker.

The Sidra-Machine
Hier in Luarca ist von heute bis Sonntag eine große Fiesta. Durch die spanische "Zeitverschiebung" fängt die Band aber erst gegen Mitternacht das Spielen an, keine 400m vor unserem Fenster. Also doch wieder Oropax. Vorher konnten wir aber noch einer asturischen Musik- unnd Volkstanzgruppe zusehen. Sehr nett und rythmisch.

Morgen "nur" 30km, wir beschließen daher auszuschlafen und zu starten, wenn wir Lust haben.
Buenas noches!

Montag, 16. August 2010

Schimmelpanorama (kein Pferd)

Die heutige Etappe hat gut angefangen. Sonne, schöne Landschaft, viele Waldwege. Schön. Leider mussten wir dann einige km im Blindflug laufen. Die Pfeile haben an einer Baustelle aprupt aufgehört. Fast jeder Pilger in der Herberge (alte Schule) von Soto de Luiña haben wohl einen etwas anderen Weg gewählt. Ich habe dem GPS-Gerät vertraut und am Ende hatten wir auch die im Buch beschriebenen 38,5km geschafft. Also kein Umweg!

Die Herberge ist wohl manchmal etwas feucht. Mein Panorama für diese Nacht ist jedenfalls ein großer dunkler Schimmelfleck neben meinem Stockbett. Ich hoffe, ich erwache morgen nicht als Camembert.

Morgen ist eine kleine Etappe von 25,4 km geplant. Allerdings gibt es dort nur 6 Betten, evtl. wird es also doch wieder weiter. In ca. 5 Tagen erreichen wir schon Galizien. Asturien hat mich in Sachen Wegführung und Landschaft nicht gerade begeistert. Lediglich der Sidra schmeckt gut.

Gesamtkilometerstand liegt jetzt übrigens bei ca. 580km!

Sonntag, 15. August 2010

Avilés - vom Regen in die Traufe

Heute morgen schweren Herzens vom Campingplatz verabschiedet. An so viel Luxus kann man sich gewöhnen! Nach Kaffeepause in der Altstadt von Gijon hat es bereits zu regnen angefangen, der Poncho war wieder gefragt. Die heutige Etappe von Gijon nach Avilés hatte außer Großindustrie und unheimlichen, verkommenen Wohngetthos nicht viel zu bieten. War heute mit Josephin aus Berlin unterwegs. Das einzige Highlight in dieser heruntergekommenen Gegend.

Das Wetter hat heute im stundentakt zwischen praller Sonne und dicken Regenwolken gewechselt. Die Unterkunft in Avilés ist für 60 Pilger - in einem Raum. Werde heute wohl erstmals meine Oropax verwenden. Sicher ist sicher. Die Wände sehen schimmlig aus und die Toiletten-Dusch-Kombi steht ständig unter Wasser. Aber was will man erwarten für 5 Euro...

Versuchen uns morgen an einer 40 km Etappe bis Soto de Luiña. Bin gespannt, wie oft meine Füße solche Strecken noch mitmachen. Ersten Hochrechnungen zufolge könnte ich schon am 28.8. in Santiago ankommen :) Dann bleibt genug Zeit für die Wanderung nach Finisterre oder Muxia und einen Kurzurlaub in Barcelona!

Vieleicht kann ja mal jemand nach günstigen Flügen ab 5. September von Barcelona nach Nürnberg, München o.ä. suchen und die ca.Preise hier als Kommentar posten. Thx!

Samstag, 14. August 2010

Swimming Pool

6 "Mini-Herbergen" am Campingplatz - perfekt!
Die Etappe heute war doch kürzer als gedacht. Nach viel Regen und einer Pause in einer interessanten Land-Bar (voll mit "Aborigines" ) bin ich am Campingplatz vor Gijon gelandet. Hier ist eine Herberge in Form von 6 kleinen Hütten für jeweils 6 Personen integriert. Sehr schön - und vor allem umsonst! Auch Josephin habe ich per SMS Bescheid gesagt - denn die Herberge ist in der alten Version des Reiseführers noch gar nicht erwähnt. Auch sie schafft den Weg hierher. Waren dann erst einmal im Pool baden, duschen und Essen (wobei das Auffinden eines passenden und vor allem günstigen Restaurants sich eher als Drama herausstellen sollte - haben es dann aber doch geschafft und mehr oder weniger "blind" bestellt - keiner der Kellner konnte Englisch). Als besonderen Luxus gönne ich meinen Klamotten jetzt Waschmaschine und trockner. Morgen früh geht es dann durch Gijon und weiter nach Avilés - zusammen mit den km die ich heute nicht mehr gelaufen bin sind das dann ca. 29 km, also fast nichts :)

Frühstart

Sidra
Nach dem Sidra-Abend und einer erholsamen Nacht mit Bettdecke (kein Schlafsack) und ohne Schnarcher starte ich heute um 6.45 Uhr bei Nieselregen in die Dunkelheit. Heute 31 km nach Gijon. Sergio ist schon um 5.45 los und reserviert dort für alle günstige Zimmer! Welch ein Service :)

Freitag, 13. August 2010

Villaviciosa, das Zentrum des Sidra

Meine erste Sidreria...
Im Zentrum von Villaviciosa
Nach dem Abschied von Alessandro und Martin heute morgen (wie peinlich - ich habe mich verabschiedet und bin dann erstmal 500m in die falsche Richtung gelaufen - die beiden fanden es ziemlich lustig, als ich plötzlich wieder an ihnen vorbeimarschiert bin und so getan habe als wäre es das selbstverständlich) bin ich alleine gen Villaviciosa aufgebrochen. Heute Vormittag starker Regen - ich laufe lange Strecken im Poncho und bin wieder einmal froh, dass ich mir den noch geleistet habe. Habe gestern Ansgar kennengelernt. Er kommt aus Deutschland, wohnt aber seit 15 Jahren in Madrid. Da es in Villaviciosa zwar viele Siderias, aber keine Pilgerherberge gibt hat er bereits gestern ein Hostel reserviert. Schön, wenn man einmal ohne Zeitdruck loslaufen kann. Das Highlight im Zimmer der Pension war ein normales großes Handtuch nach dem Duschen. Luxus, wenn man seit 2 Wochen nur ein kleines Microfaserhandtuch sein eigen nennt, das die plötzliche Aufmerksamkeit und Waschmaschinenfreiheit nutzt, um ein interessantes geruchliches Eigenleben zu entwickeln.

Die heutige Etappe von 22 km (Laufzeit 4 Std. 18 Min) war bis auf den Regen recht locker und ich war ziemlich gut drauf. Ich gehe nun doch den Küstenweg (den Reiseführer für den Camino Primitive hatte ich Martin wieder zurückgegeben). D.h. morgen geht es in Richtung Gijon, nicht Oviedo. Der Camino Pimitivo reizt mich zwar, aber ich will ja auch für meinen nächsten Camino ein Ziel haben - evtl. zusammen mit Martin, der auch den Primitivo laufen wollte und leider abbrechen musste.
Bin jetzt schon ca. 480 km gelaufen und 16 Tage unterwegs. Unglaublich, wie die Zeit vergeht. Kommt mir alles viel kürzer vor. Santiago rückt näher. Die Füße halten, der Rucksack fühlt sich jeden Tag leichter an (ohne, dass ich noch einmal etwas verloren habe!!) und auch die Blessuren an den Zehen sind fast weg. Ich behaupte mal, ich habe mich jetzt eingelaufen! Ich merke, dass man auch ohne Twitter, Facebook und E-Mail durch den Tag kommt. Trotzdem bin ich froh über die zahlreichen freien Hotspots in den Bars. Wüsste ja sonst gar nicht, dass die bisher veröffentlichten Noten für das Sommersemester besser als erwartet ausgefallen sind. ;)

@Hans Jürgen: durfte gestern in La Isla schon Sidra probieren und habe auch heute Mittag gesehen, wie elegant er in das Glas gefüllt wird! Werde mir also heute Abend eine Flasche davon gönnen. Schmeckt (mir) besser als der Cidre in Frankreich.
Sorry, dass der Eintrag länger als erwartet ausgefallen ist, aber ich war heute so früh hier und mit allem fertig, dass ich quasi einen "freien Nachmittag" mitten im Urlaub habe.

Viele Grüße!
Sebastian

Donnerstag, 12. August 2010

Allein, allein

Heute hat alles einen Touch von Abschied. Nach 27 km sind wir heute nach einer regnerischen Nacht gut in La Isla angekommen. Ich hatte zwar noch die 45 km von gestern in den Knochen, aber die Etappe war machbar. Haben hier auch Martin wieder getroffen, der gleich aus einer Bar gesprungen ist als wir durch das Dorf marschiert sind. Er hat heute seine letzte Etappe hinter sich gebracht. Leider muss er wegen seinem Bein den Camino beenden. Nach 2 Tagen in Oviedo wird er nach Barcelona zurückkehren.
Auch Alessandro hat sich entschlossen, schon jetzt nach Madrid zu fahren. Der Camino hat ihm gestern und auch heute (in Form einer stechenden Wespe) den Rest an Wanderlust genommen. Er fährt mit Martin nach Oviedo und von dort weiter. Schade. Ab morgen werde ich also wieder alleine losziehen. Ganz ungewohnt nach der langen "Gruppenphase". Florine ist schon über alle Berge und will den Camino Madrid rückwärts gehen (also in Richtung Madrid).
Habe mich heute außerdem entschlossen, den Camino Primitivo weiterzugehen, nicht den Küstenweg. Martin überlässt mir dafür freundlicherweise seinen (spanischen) Reiseführer. Werde danach wohl nach Barcelona fahren müssen, um ihn zurückzugeben ;)
Die Herberge in La Isla ist nett und geräumig, kein Vergleich zur "Absteige" der letzten Nacht. Jetzt gehe ich erst einmal zum Abschieds-Essen mit Martin und Alessandro.

Mittwoch, 11. August 2010

Wechseldusche der Gefühle

Duschen und Toilettengang gleichzeitig? Hier geht das!
Die "Duschtoiletten" nebenan waren
leider auf dem gleichen Niveau :(
Was für eine Etappe! Nach der Nacht in der Turnhalle in Colombres haben wir (Alessandro und ich, Florine ist schon 30km weiter) entschlossen, Llanes zu überspringen. Dort war die letzten Tage wohl schon alles überfüllt. Wir wollten also direkt weiter bis Pineres - eine Etappe von 45 km.
Tia, die Etappe haben wir locker geschafft. Start um 6:45 Uhr, den Sonnenaufgang genossen. Erste lange Pause in "Poo". Leider war die Situation in Pineres nicht besser. Die Pilgerherberge war zugewachsen, die privaten Herbergen voll. Jetzt sitzen wir 1km weiter in einem alten Haus. Die Dusche (siehe Bild) ist ekelhaft und rostet, das Wasser kommt abwechseln heiß und kalt und im Haus riecht es nach dem Gas der Boiler. Bevor Takashi den Boiler wieder repariert kommt nur kaltes Wasser - das Alessandro zum Duschen nutzt (hehe). Dies war der erste Moment, in dem ich mir FlipFlops gewünscht habe. Das nächste mal werde ich sicher welche mitnehmen.

Hier oben gibt es nur einen Friedhof, eine alte Kirche und dieses Haus. Ok - man mag der Meinung sein, dass diese Konstellation an Einrichtungen genug für die esentiellen Handlungen im Leben ist ... wie... geboren werden (im Haus) und Sterben (Ende am Friedhof). Das wären auch kurze Laufwege für die, die es nicht so anstrengend im Leben haben wollen. Erschütternd und trostlos ist es hier. Doch der Pilger und lebensfreudige Mensch an sich will ja auch essen.  Meine mitgebrachten Essensvorräte sind nicht üppig und decken sich nicht mit dem kilometerlang geträumten Menu del dia - aber immerhin ist etwas vorhanden. Habe meine Toast- und Käsereste vertilgt, eine Banane, das Bier fällt heute mangels Einkaufsmöglichkeiten leider aus (der Supermarkt musste schließen, die Friedhofsbewohner haben sich als nicht besonders konsumfreudig herausgestellt). Gut, dass ich noch eine Kleinigkeit zum frühstücken habe. Es zeigt sich, dass eine Lebensmittel-Notration zum Überbrücken wirklich sinnvoll ist! Man weiß nie, wo man landet. Auch die anderen hier gestrandeten Pilger sind keine so tolle Gesellschaft. Da bleibt nur sich mit dem iPod vor das Haus zu setzen und sich mit Musik wieder aufzumuntern.

Denke wir starten morgen wieder sehr früh. Wenn das Wettrennen um die Betten und Herbergen weiter so bleibt macht das ganze keinen Spaß mehr. Bei einer langen Etappe kommt man dann automatisch später an als die, die nur 10 bis 15 km laufen.

Es bleibt spannend. Morgen wohl wieder 30 km, dort (La Isla) gibt es eine Herberge direkt am Meer. Baden war ich ja auch noch nicht...

Dienstag, 10. August 2010

Füße und gesammelte Stempel

Mein Pilgerpass - die Stempel werden mehr...
Los pies :)
Fiesta in der Herberge Arco Iris (nahe Camplengo)
Der hospitalero hat Geburtstag und hat alle
Gäste zu Essen und Trinken eingeladen.
Was macht man nicht alles, wenn man Zeit und wlan hat :) einzige Schwachstelle ist der Handyakku...

Nachtrag

Foto ist schon vor einigen Tagen entstanden. Jeder Franke wird denn tieferen fränkischen Sinn dieser Aufschrift auf dem spanischen Fahrzeug verstehen :)

Asturien

Hola! Liegen nach 20 km jetzt seit Stunden im Park. Die Unterkunft (heute mal eine geschlossene Turnhalle) öffnet erst um 17 Uhr. Haben heute von Kantabrien nach Asturien gewechselt und machen Halt in Colombres. Die Landschaft war allgemein bisher eine nette Mischung aus Bergen, mittelfränkischer Standard-Landschaft und Strand- und Küstenabschnitten. Alles wirkt ein bisschen zusammengewürfelt, ist aber schön.

Heutige Etappe war schön zu laufen, das Highlight ist das kostenlose Wlan hier im Park. Mehr gibt es eigentlich nicht zu berichten. Jetzt einkaufen und heute abend gemütliches Turnhallenboden-Essen mit Rotwein :)
Viele Grüße!

Montag, 9. August 2010

Mittagessen in San Vincente de la Barquera

Nach der Nacht im Kloster und erholsamem Schlaf heute nur 20km. Erholung für die Füße!

Sonntag, 8. August 2010

Einzelzimmer in Klostermauern

Die Fiesta gestern Abend war großartig. Wir durften wirklich umsonst mitessen, trinken und feiern. Auch die Nacht in der Herberge war ok. Endlich keine überfüllte Wohnung sondern eben eine richtige Unterkunft. frühstück war spärlich aber kostet nur 2 Euro. Das ist fair für Kaffee, Kakao, Kekse, Toast und Marmelade.
Trotzdem wollten meine Füße heute nicht so richtig mitspielen. Bin schon bald hinter die anderen zurückgefallen und war dann mit der "Geheimwaffe" iPod und guter Musik unterwegs. Trotzdem immer stärkere Schmerzen in den Füßen und immer weniger Motivation zum weiterlaufen. In Cobreces habe ich mir überlegt, in der dortigen Herberge im Kloster zu bleiben. Da ich aber die anderen wieder sehen wollte bin ich weiter. Ein Fehler, denn bald wurden die Füße noch schlimmer.

Unterwegs hat mich dann Florine angerufen. Die Herberge in Camillas, dem Etappenziel, ist schon so gut wie voll. Meine Aussicht auf ein Bett schwindet. Ich hoffe, es gibt dort wenigstens ein Hotel. Doch kurz nach dem Anruf und ca. 3km vor Comillas laufe ich an einem Kloster vorbei. Monasterio de San José - Carmelitas Descalzas. Ich denke mir: was liegt näher, als in einem Kloster nach einer Zuflucht für einen Pilger zu fragen? Nach einiger Suche, ich war schon am aufgeben und auf dem Weg zurück zur Straße, taucht plötzlich eine Ordensschwester auf und winkt mir zu. Ich erkläre ihr meine missliche Lage. Sie ist sofort hilfsbereit, sagt mir hier eine Unterkunft zu, stempelt mir meinen Pilgerpass und bittet mich, in Santiago für die Schwestern zu beten. Nach diesem Tag werde ich das sicher tun!

Direkt am Kloster ist ein kleines Gebäude angebaut, "Casa de Oración - Betania". Ich bekomme dort kostenlos ein kleines Zimmer, kann duschen, meine Blasen pflegen (es werden mehr), und genieße die Ruhe und Privatsphäre nach Tagen des Kilometer-Herunterreißens. Denn das Kloster ist keine Pilgerherberge, ist auch nirgends als eine solche Unterkunft verzeichnet - und ich bin dort fast alleine, nur abends taucht noch eine Familie auf die dort anscheinend ihren Urlaub verbringt.

[Nachtrag: Website des Klosters / der Unterkunft: http://www.madrescarmelitasdescalzas.net/www/comunidades/ruiloba.php ]

Heute waren es wieder 25! Habe jetzt insgesamt schon ca. 360km in den Beinen. kein Wunder, dass die Füße streiken. Ab jetzt wieder kürzere Etappen und kein Hinterherlaufen mehr. Ich muss mein eigenes Tempo gehen, sonst komme ich nie in Santiago an. Das ist mir heute klargeworden. Erstaunlich, wie schnell sich doch kleine Laufgruppen bilden und man voneinander "abhängig" wird.

Viele Grüße, in Vorfreude auf eine gute und ruhige Nacht ohne Schnarchkonzert
Sebastian

Samstag, 7. August 2010

Tiefpunkt

Gestern war wirklich nicht mein Tag - obwohl er wirklich gut angefangen hat. Martin, Florine und Alessandro haben den Bus Richtung Santander genommen, Martin hatte Fußprobleme. Ich bin dann alleine weiter und habe mir einen alternativen Weg an der Küste entlang ausgesucht. Ein großer Fehler. Irgendwo am Weg an der Steilküste habe ich nach einem Batteriewechsel die kleine Tasche für meine Speicherkarten verloren. Für die Suche danach 5km die Küste zurückgelaufen... Natürlich ohne Erfolg. Jetzt sind 900 Bilder der ersten Woche weg. Das einzige was mich abhält, mich zu sehr zu ärgern, ist ein Gespräch, das ich mit Martin hatte: el camino es interior, no materialista. Recht hat er! Schade nur, dass ich niemandem die Fotos zeigen kann. Hoffe, jemand hat die Karten gefunden, ist ehrlich und kann aufgrund der Herbergsbilder herausfinden, wer ich bin. In den Metadaten der Fotos steht außerdem mein Name und meine Mailadresse. Die Hoffnung stirbt zuletzt...

Nach insgesamt 43 km (Weg + Suche) bin ich erschöpft nach 10 Stunden auf den Beinen ohne Essenspause in Santander angekommen - wo ich dann erfahre, dass die Herberge voll ist. Nur Martin und allen anderen, die mich kennen und die auch in der Herberge sind, habe ich zu verdanken, dass die hospitalera eine Ausnahme macht und ich am Boden schlafen darf. Raum mit 40 Personen, 2 Duschen, 2 Toiletten, kaum Schlaf. Schnarchorgie. Schlechteste Herberge bis jetzt.

Heute früh ziehe ich dann mit Florine und Alessandro los. Frühstück in Santander, Erholen von der Herberge. Ziel ist heute Camplengo. Das erreichen wir nach 35 km, ständig Asphaltstraßen. Füße schmerzen stark, ich habe noch die 43 km vom Vortag in den Knochen. Hatte ich neulich was von einem Erholungstag und kürzeren Etappen erzählt? De nada. Fast nur 30er-Etappen seit dem.

Highlight heute: die private Herberge Arco Iris. Werden gleich mit einem kalten Bier begrüßt. Der Hospitalero hat Geburtstag. Wir sind heute zu Essen und trinken eingeladen! Bin gespannt.

Viele Grüße aus dem bewölkten Kantabrien!

Freitag, 6. August 2010

Ohne Worte...

Wunderschönen guten Morgen! Nacht im Zelt war ok, pero Florine dice que yo ronco... :(

Donnerstag, 5. August 2010

Strandpromenadenmischung*

Unsere Unterkunft in Santoña - ein Zelt im Garten
der Jugendherberge
Nach 32 km von Castro Urdiales endlich in Santoña angekommen. Bin heute mit den Joggingschuhen gelaufen, um den Füßen Abwechslung zu bieten. Nach 13 km war ich trotzdem auf dem Schmerzstand der Vortage. Der bleibt dafür konstant.


(Randnotiz: es macht trotzdem noch verdammt viel Spaß!)

Habe mit Florine eine alternative (wunderschöne) Route die Küste entlang genommen. Mit Gps ist das ja kein Problem. Die anderen sind die Hauptstraße weitergelaufen. Sind trotzdem fast zur gleichen Zeit angekommen.
Die Jugendherberge hier ist voll. Heute zur Abwechslung mal ein Zelt statt Baumhaus. Auch nett. Maximal 4 Zeltbewohner. Haben ein nette-Leute-Zelt eröffnet, Martin leistet uns hier noch Gesellschaft.
Jetzt duschen, waschen, Essen gehen! Hasta luego.

* irgendwie völlig vergessen, den Titel auch irgendwie im Text zu erklären: das Ablaufen von schier endlosen Strandpromenaden jeglicher Natur... macht einfach keinen Spaß. Meine Füße mögen das einfach nicht... ja. Darum Strandpromenadenmischung.

Mittwoch, 4. August 2010

Jack Daniels con Martin

Und schon wieder schläft die ganze Herberge. Bin mit Martin und einem anderen Spanier Pedro auf dem Heimweg noch auf einen Jack Daniels eingekehrt. Ich glaube ja, dass das meinen Füßen gut bekommt ;) Martin hat mich allerdings ausgelacht, als ich aus Versehen auf Spanisch gesagt habe, dass mein Großvater ein Hund ist. sorry Opi, natürlich HAST du einen Hund ;)

Die 28km heute waren leicht zu schaffen, zuerst ein (sehr) langer Radweg, dann Bundesstr. Meine Füße sind aber echt platt. Werde morgen evtl. Eine kürzere Etappe einlegen. Oder vielleicht einmal in meinen anderen Schuhen laufen. Ich bin jetzt in Castro Urdiales, wir schlafen in einer kleinen Pilgerherberge neben der Stierkampfarena. War heute langsam, habe aber Martin, Alessandro und Franc nach einer geschickten Abkürzung eingeholt (diesen Blick der drei hätte ich ja gerne auf einem Foto eingefangen! Gleich 2x an diesem Tag stand ich, nachdem sie mich abgehängt hatten, plötzlich wieder unvermittelt vor ihnen). War dann zusammen mit Berlin Josephin als erster an der Herberge. Florine hat heute den längeren Weg genommen und sich noch dazu verlaufen. Pech. Geschwindigkeit ist nicht immer ein Vorteil.

Heute Abend gab es Ensalada mixta und lomo, dazu Rotwein. Leider etwas wenig heute. Dafür kostenloses wlan. Morgen ist wieder eine lange Etappe geplant. Ca. 30km. Nach den Fußerfahrungen heute werde ich wohl früher Station machen. Ab 20km schmerzt es doch ziemlich heftig. Ich denke, es ist das noch immer ungewohnte Gewicht. Florine hat gut Lachen mit ihren 6kg auf den Rücken ;)
Buenas noches!

Menu del dia

Das heutige menu del dia - Lomo mit Pommes, dazu Rotwein
und eine Nachspeise. Leider viel zu wenig...
Viele Grüße aus Castro Urdiales, der ersten Station in Kantabrien...

Dienstag, 3. August 2010

Chirimiri en Bilbao

"Chirimiri" - so wird also der berüchtigte Nieselregen geschrieben. Martin hat es mir aufgeschrieben :) Sind heute früh in Lezama gestartet und schon bald hat es angefangen zu regnen. Der Kauf des Poncho hat sich definitiv gelohnt. Vielen Dank auch an Hans Jürgen für die Gamaschen. Die waren heute Gold Wert! Das hält doch einigen Schlamm und die Regenspritzer von den Beinen ab.

Ab Bilbao plötzlich Sonne! Kann endlich wieder die Kamera aus dem Rucksack holen. Wir genießen die Sonnenstrahlen und versuchen, die Ausrüstung beim Laufen wieder trocken zu kriegen. Bilbao ist interessant, aber voller Umwege. Wir nehmen natürlich den "regulären" Weg - sofern es davon nicht sogar mehrere gibt - und verpassen durch unsere Stadtumrundungen leider das Guggenheim-Museum. Wie gut, dass ich es schon bei meiner Ankunft mit dem Flugzeug gesehen hatte. Nach 32 harten km kommen wir in Portugalete an. Ein harter Tag. Füße am Ende. Habe jetzt insgesamt 199 km auf dem Kilometerzähler! Blasen an beiden kleinen Zehen, sind aber nicht schlimm. Dafür schmerzen die Fersen nach 20km umso schlimmer. Voltaren fast leer. Nach Dusche und Wäsche waschen gehen wir wie mittlerweile fast jeden Abend mit Martin essen. Dabei sind Alessandro, Florine, Fran und Josephin aus Berlin. Ein lustiger Abend. Esse Hamburger mit Pommes, dazu Bier und einen lokalen Schnaps als Abschluss. Martin kennt sich aus und ist da sehr kreativ :) Meist wird es am Schluss aber ein Jack Daniels. So lässt sich aber auch das Schnarchen in der Albergue besser ertragen.
Jetzt ins Bett, will morgen früh los! Wieder fast 30 km bis Castro Urdiales... Freue mich auf einen Tag Pause, suche aber noch nach einem passenden Ort*.

* Rückblick: der Tag Pause sollte mir erst in Santiago gegönnt sein ;)

Montag, 2. August 2010

Concerto schnarcho en B-Moll und eine Ein-Mann-Band

Was für ein regnerischer Tag. Nach unserer Mosquito-Nacht am Sportplatz in Guernica hatten wir heute die ganze Zeit über Nieselregen, aber wenigstens keinen Wolkenbruch. Laut Martin (aus Barcelona) nennt man diesen Regen "tidi midi" oder so. Bin heute mit Alessandro (D) von Guernica bis Zumaia (ca. 22km) gelaufen. Ein langweiliger, zäher Weg. Die Füße sind mittlerweile soweit, dass sie nach ein paar km auf dem Level vom Vortag sind. Platt, rechte Verse leicht geschwollen. Aber kaum Blasen (nur eine ausgerechnet am Schienbein an meiner Beinbruch-Narbe). Trotzdem sollte ich für die Füße eigentlich einen Tag Pause einlegen. Mal sehen.
Wollen morgen durch Bilbao laufen und dort nicht übernachten. Das bedeutet harte 31km von hier bis zur nächsten Station nach Bilbao. Hoffe die Füße machen das mit. Ziel ist Portugalete. Bin heute in der Herberge in Zumaia. Modern, freundlich und vor allem endlich Wlan! War mit Martin, Florine und Alessandro essen - plato combinado con Huevo, Bacon, patatas. Sehr lecker. Auch Maria und Anabel waren kurz da, sind aber mit Freunden weitergefahren. Anabel hat eine Insektenwunde am Bein, Maria Knieprobleme. Sie machen beide nur noch kurze Etappen.

Unsere heutige Herberge liegt in der Einflugschneise zum Flughafen Bilbao. Begleitet werden die Flugzeugsounds vom Schnarchen der anderen, jeder ein Unikat. 20 Leute, mehr oder weniger in einem Wohnzimmer mit Betten. Davon ca. 5 starke Schnarcher... Aber auch ich fühle mich beim Laufen manchmal wie eine Ein-Mann-Band. Der linke Schuh quietscht, im Rythmus dazu klappert die Kaugummidose, die Wasserflasche plätschert und ab und zu quietschen die Riemen am Rucksack ;) Das ist sehr unterhaltsam auf einsamen Wegen, wenn man doch eigentlich die Ruhe genießen will.

Freue mich übrigens auf einen Besuch in Barcelona - Maria, Anabel und Martin kommen von dort und haben sich schon als Reiseführer angeboten. Muy bien. Und: ich bin jetzt schon fast eine Woche weg und über 150km gelaufen. Wow. Bin erstaunt wie "schnell" man sich trotzdem fortbewegen kann. Auch mein Spanisch wird etwas flüssiger. Gut, dass ich ein Wörterbuch für Spanisch/Französisch/Englisch/Italienisch auf dem Handy habe. Kann man immer gut brauchen!
Essen gehen ist übrigens sehr günstig - auch das Frühstück. Ein cafe con leche liegt bei ca. 1,15 Euro. Sehr fair - und meist auch besser als in Deutschland.
Adios!
Sebastian
P.s. Im Anhang das Schnarchkonzert, falls man etwas hört...

It never rains in California...

6 Uhr morgens. Das Baskenland zeigt noch einmal, was es kann! Nacht voller wilder Moskitos im Freien. Blutverlust. Heute morgen Dauerregen, wie schon die ganze Nacht. Isomatte und Schlafsack sind bequem, bin aber auf das aufblasbare Kopfkissen von Alessandro neidisch. Dafür hat Martin aus Madrid keine Isomatte, ich leihe ihm meine zweite (Notunterlage, 90g). Mädels schlafen in der Sportumkleide, war vielleicht wegen der Mosquitos eine gute Idee!

Heute 24 km geplant. Aber bei dem Regen im Poncho? Jetzt ist auch noch der Akku leer. Bin gespannt. Ist eben ein typischer Montag, wieso sollte der hier auch anders aussehen :)
Trotz allen Wehwehchen "laufen" die letzten Tage sehr gut. Nur die Füße merken die km langsam. Hoffe auf Internet und endlich eine Spanische SIM in Bilbao. Dann gibts auch endlich mehr (tolle) Bilder!

Sonntag, 1. August 2010

Guernica

Bin jetzt insgesamt 142 km gelaufen. Die Jugendherberge in Guernica ist voll. Dürfen auf einem überdachten Squashplatz im Freien schlafen. Wetter bewölkt und eher kühl. Andere Zimmer hier kosten > 20 Euro. Zu teuer! Versuche heute Abend die restlichen Tage nachzubloggen.

Freitag, 30. Juli 2010

30.07.2010 - Wäsche trocknen mit Meerblick & Schwimmbad in Flaschen

Ein herrlicher Morgen! Um 7 Uhr aus dem Baumhaus geklettert, vom schlaftrunkenen Felix verabschiedet, Sachen gepackt und gleich das nebelverhangene Tal fotografiert. Ein herrlicher Anblick! Nach einer herzlichen Verabschiedung von Rosa (hospitalera in Orio / St. Ana) und 50% Baumhaus-Rabatt (5 statt 10 Euo!) laufe ich hinunter nach Orio und gönne mir ein Schokocroissant und zumo de naranja. Das ganze schon auf Spanisch bestellt. Klingt schon etwas besser ;) Frühstückend laufe ich weiter und genieße die Morgenstimmung.
Der Rucksack fühlt sich heute schon wieder leichter an. Der ersten Stunden vergehen wie im Flug, bis ich mir eine erste Pause gönne. Tuc-Kekse mit Streichkäse sind ein leckeres Mittagsmahl. Nur das Schwimmbad-Wasser habe ich langsam satt. Jede öffentliche Wasserstelle ist stark gechlort - da helfen auch keine Brausetabletten.
Zuerst geht es nach Zaraust, dann weiter nach Zumaia. In Zumaia entscheide ich mich, heute noch nach Deba weiterzulaufen. Noch einmal 11,9 km - und gerade die mit den höchsten Bergen! Die letzten km schleppe ich mich dahin. Gut gelaunt, trotzdem merke ich, dass ich meine Füße und Schultern heute überstrapaziert habe. 32 km sind bei diesem Bergen wirklich irrsinnig. Aber ich bin da ;)
Nach einem langen steilen Abstieg bin ich gleich von Deba begeistert. Es gibt einen Aufzug (!!!) hinunter in die Stadt! Die Stadt ist stufenartig aufgebaut und man kann vom Wohngebiet, in dem ich angekommen bin, mit 2 großen Liftanlagen hinunter in die Altstadt fahren! Meine Füße jubeln. In der Tourist Information erhalte ich meinen Stempel, bekomme den Schlüssel für die Herberge und werde darüber aufgeklärt, dass die nächste Etappe keinerlei Einkaufsmöglichkeiten und nur wenige Wasserstellen bietet. 22 km! Also erst einmal wieder hinauf-"liften" zur Herberge, duschen, Wäsche waschen. Treffe dort Maria und Anabel wieder. Sie haben heute für den ersten Teil den Zug genommen. Danach kaufe ich für die nächste Etappe ein. Auf ein teures Abendessen habe ich keine Lust, vor allem nicht alleine. Es gibt heute Bier, Baguette, "Leberwurst" (sieht jedenfalls so aus) und Oliven gefüllt mir Sardellen aus dem städtischen Supermarkt. Der Speisesaal besteht aus Kinderstühlen und zu klein geratenen Tischen - irgendwie witzig, in so einer geschrumpften Welt zu sitzen. Die Herberge war wohl - wie so viele - vorher eine Schule. Für morgen packe ich mir Tuc, Käse, Salami, Saft und Wasser ohne Chlor ;)
Gehe jetzt in meinem Bett mit Panoramablick schlafen. Wie ein Stein!