Nach dem Abschied von Alessandro und Martin heute morgen (wie peinlich - ich habe mich verabschiedet und bin dann erstmal 500m in die falsche Richtung gelaufen - die beiden fanden es ziemlich lustig, als ich plötzlich wieder an ihnen vorbeimarschiert bin und so getan habe als wäre es das selbstverständlich) bin ich alleine gen Villaviciosa aufgebrochen. Heute Vormittag starker Regen - ich laufe lange Strecken im Poncho und bin wieder einmal froh, dass ich mir den noch geleistet habe. Habe gestern Ansgar kennengelernt. Er kommt aus Deutschland, wohnt aber seit 15 Jahren in Madrid. Da es in Villaviciosa zwar viele Siderias, aber keine Pilgerherberge gibt hat er bereits gestern ein Hostel reserviert. Schön, wenn man einmal ohne Zeitdruck loslaufen kann. Das Highlight im Zimmer der Pension war ein normales großes Handtuch nach dem Duschen. Luxus, wenn man seit 2 Wochen nur ein kleines Microfaserhandtuch sein eigen nennt, das die plötzliche Aufmerksamkeit und Waschmaschinenfreiheit nutzt, um ein interessantes geruchliches Eigenleben zu entwickeln.
Die heutige Etappe von 22 km (Laufzeit 4 Std. 18 Min) war bis auf den Regen recht locker und ich war ziemlich gut drauf. Ich gehe nun doch den Küstenweg (den Reiseführer für den Camino Primitive hatte ich Martin wieder zurückgegeben). D.h. morgen geht es in Richtung Gijon, nicht Oviedo. Der Camino Pimitivo reizt mich zwar, aber ich will ja auch für meinen nächsten Camino ein Ziel haben - evtl. zusammen mit Martin, der auch den Primitivo laufen wollte und leider abbrechen musste.
Bin jetzt schon ca. 480 km gelaufen und 16 Tage unterwegs. Unglaublich, wie die Zeit vergeht. Kommt mir alles viel kürzer vor. Santiago rückt näher. Die Füße halten, der Rucksack fühlt sich jeden Tag leichter an (ohne, dass ich noch einmal etwas verloren habe!!) und auch die Blessuren an den Zehen sind fast weg. Ich behaupte mal, ich habe mich jetzt eingelaufen! Ich merke, dass man auch ohne Twitter, Facebook und E-Mail durch den Tag kommt. Trotzdem bin ich froh über die zahlreichen freien Hotspots in den Bars. Wüsste ja sonst gar nicht, dass die bisher veröffentlichten Noten für das Sommersemester besser als erwartet ausgefallen sind. ;)
@Hans Jürgen: durfte gestern in La Isla schon Sidra probieren und habe auch heute Mittag gesehen, wie elegant er in das Glas gefüllt wird! Werde mir also heute Abend eine Flasche davon gönnen. Schmeckt (mir) besser als der Cidre in Frankreich.
Sorry, dass der Eintrag länger als erwartet ausgefallen ist, aber ich war heute so früh hier und mit allem fertig, dass ich quasi einen "freien Nachmittag" mitten im Urlaub habe.
Viele Grüße!
Sebastian
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