Sonntag, 8. August 2010

Einzelzimmer in Klostermauern

Die Fiesta gestern Abend war großartig. Wir durften wirklich umsonst mitessen, trinken und feiern. Auch die Nacht in der Herberge war ok. Endlich keine überfüllte Wohnung sondern eben eine richtige Unterkunft. frühstück war spärlich aber kostet nur 2 Euro. Das ist fair für Kaffee, Kakao, Kekse, Toast und Marmelade.
Trotzdem wollten meine Füße heute nicht so richtig mitspielen. Bin schon bald hinter die anderen zurückgefallen und war dann mit der "Geheimwaffe" iPod und guter Musik unterwegs. Trotzdem immer stärkere Schmerzen in den Füßen und immer weniger Motivation zum weiterlaufen. In Cobreces habe ich mir überlegt, in der dortigen Herberge im Kloster zu bleiben. Da ich aber die anderen wieder sehen wollte bin ich weiter. Ein Fehler, denn bald wurden die Füße noch schlimmer.

Unterwegs hat mich dann Florine angerufen. Die Herberge in Camillas, dem Etappenziel, ist schon so gut wie voll. Meine Aussicht auf ein Bett schwindet. Ich hoffe, es gibt dort wenigstens ein Hotel. Doch kurz nach dem Anruf und ca. 3km vor Comillas laufe ich an einem Kloster vorbei. Monasterio de San José - Carmelitas Descalzas. Ich denke mir: was liegt näher, als in einem Kloster nach einer Zuflucht für einen Pilger zu fragen? Nach einiger Suche, ich war schon am aufgeben und auf dem Weg zurück zur Straße, taucht plötzlich eine Ordensschwester auf und winkt mir zu. Ich erkläre ihr meine missliche Lage. Sie ist sofort hilfsbereit, sagt mir hier eine Unterkunft zu, stempelt mir meinen Pilgerpass und bittet mich, in Santiago für die Schwestern zu beten. Nach diesem Tag werde ich das sicher tun!

Direkt am Kloster ist ein kleines Gebäude angebaut, "Casa de Oración - Betania". Ich bekomme dort kostenlos ein kleines Zimmer, kann duschen, meine Blasen pflegen (es werden mehr), und genieße die Ruhe und Privatsphäre nach Tagen des Kilometer-Herunterreißens. Denn das Kloster ist keine Pilgerherberge, ist auch nirgends als eine solche Unterkunft verzeichnet - und ich bin dort fast alleine, nur abends taucht noch eine Familie auf die dort anscheinend ihren Urlaub verbringt.

[Nachtrag: Website des Klosters / der Unterkunft: http://www.madrescarmelitasdescalzas.net/www/comunidades/ruiloba.php ]

Heute waren es wieder 25! Habe jetzt insgesamt schon ca. 360km in den Beinen. kein Wunder, dass die Füße streiken. Ab jetzt wieder kürzere Etappen und kein Hinterherlaufen mehr. Ich muss mein eigenes Tempo gehen, sonst komme ich nie in Santiago an. Das ist mir heute klargeworden. Erstaunlich, wie schnell sich doch kleine Laufgruppen bilden und man voneinander "abhängig" wird.

Viele Grüße, in Vorfreude auf eine gute und ruhige Nacht ohne Schnarchkonzert
Sebastian

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