Mittwoch, 11. August 2010

Wechseldusche der Gefühle

Duschen und Toilettengang gleichzeitig? Hier geht das!
Die "Duschtoiletten" nebenan waren
leider auf dem gleichen Niveau :(
Was für eine Etappe! Nach der Nacht in der Turnhalle in Colombres haben wir (Alessandro und ich, Florine ist schon 30km weiter) entschlossen, Llanes zu überspringen. Dort war die letzten Tage wohl schon alles überfüllt. Wir wollten also direkt weiter bis Pineres - eine Etappe von 45 km.
Tia, die Etappe haben wir locker geschafft. Start um 6:45 Uhr, den Sonnenaufgang genossen. Erste lange Pause in "Poo". Leider war die Situation in Pineres nicht besser. Die Pilgerherberge war zugewachsen, die privaten Herbergen voll. Jetzt sitzen wir 1km weiter in einem alten Haus. Die Dusche (siehe Bild) ist ekelhaft und rostet, das Wasser kommt abwechseln heiß und kalt und im Haus riecht es nach dem Gas der Boiler. Bevor Takashi den Boiler wieder repariert kommt nur kaltes Wasser - das Alessandro zum Duschen nutzt (hehe). Dies war der erste Moment, in dem ich mir FlipFlops gewünscht habe. Das nächste mal werde ich sicher welche mitnehmen.

Hier oben gibt es nur einen Friedhof, eine alte Kirche und dieses Haus. Ok - man mag der Meinung sein, dass diese Konstellation an Einrichtungen genug für die esentiellen Handlungen im Leben ist ... wie... geboren werden (im Haus) und Sterben (Ende am Friedhof). Das wären auch kurze Laufwege für die, die es nicht so anstrengend im Leben haben wollen. Erschütternd und trostlos ist es hier. Doch der Pilger und lebensfreudige Mensch an sich will ja auch essen.  Meine mitgebrachten Essensvorräte sind nicht üppig und decken sich nicht mit dem kilometerlang geträumten Menu del dia - aber immerhin ist etwas vorhanden. Habe meine Toast- und Käsereste vertilgt, eine Banane, das Bier fällt heute mangels Einkaufsmöglichkeiten leider aus (der Supermarkt musste schließen, die Friedhofsbewohner haben sich als nicht besonders konsumfreudig herausgestellt). Gut, dass ich noch eine Kleinigkeit zum frühstücken habe. Es zeigt sich, dass eine Lebensmittel-Notration zum Überbrücken wirklich sinnvoll ist! Man weiß nie, wo man landet. Auch die anderen hier gestrandeten Pilger sind keine so tolle Gesellschaft. Da bleibt nur sich mit dem iPod vor das Haus zu setzen und sich mit Musik wieder aufzumuntern.

Denke wir starten morgen wieder sehr früh. Wenn das Wettrennen um die Betten und Herbergen weiter so bleibt macht das ganze keinen Spaß mehr. Bei einer langen Etappe kommt man dann automatisch später an als die, die nur 10 bis 15 km laufen.

Es bleibt spannend. Morgen wohl wieder 30 km, dort (La Isla) gibt es eine Herberge direkt am Meer. Baden war ich ja auch noch nicht...

1 Kommentar:

  1. Lieber Basti,
    da hatten wir aber auf dem Matrashaus in 2.950 m deutlich mehr Komfort, selbst die Biwakschachtel im Steinernen Meer ist dagegen ein Viersternehotel! Ich hoffe, der Trend wird sich nicht weiter fortsetzen, sonst könnte selbst hartgesottenen Pilgern der Spass vergehen!
    Sei ganz lieb gegrüßt von rudolf_obz

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